Saunageist

Der Saunageist

Der Saunageist und die russischen Frauen

Riten, Traditionen und Rituale gehören seit jeher zur Geschichte der Menschheit. Auf der Suche nach Informationen über die Kulturgeschichte der Sauna bin ich im Völkerkundemuseum in Hamburg fündig geworden. In einem sehr aufschlussreichen Buch aus den 60er Jahren über die Geschichte der russischen Sauna habe ich das erste Mal vom Saunageist gelesen.

Wer ist er und welche Bedeutung hat er ? Ist es ein Saunamärchen, eine Legende, eine Erdichtung? Man weiß es nicht genau. Die Geschichte über den Saunageist ist aber sehr interessant und Saunainteressierte oder Kenner wissen sicherlich darüber Bescheid. Diejenigen, die davon noch nie etwas gehört haben möchte ich die Geschichte darüber nicht vorenthalten.

Der Saunageist wacht über die Sauna und achtet darauf, dass die Sauna wenigstens einmal in der Woche geheizt wird. Man fürchtet den Saunageist – doch die russischen Mädchen wagen sich in der Neujahrsnacht und am Vorabend der Heiligen Dreikönige in die Sauna. Denn genau dort soll über ihr zukünftiges Glück entschieden werden. Um Mitternacht nähert sich das Mädchen rückwärts gehend der Saunatür. Dabei hebt sie ihren Rock. Wenn der Saunageist dann mit seiner zottigen Hand das Hinterteil berührt bedeutet das Glück. Spürt sie allerdings die spitzen Krallen des Saunageistes so verheißt dies Unglück.

Um über die zukünftige Heirat der noch ledigen Frauen etwas zu erfahren, nahmen die russischen Mädchen unter genau neun Zaunpfählen Erde heraus, nahmen sie in ihre Hände und warfen sie auf die Steine des Saunaofens. Dabei sprachen sie folgenden Satz:

“ Saunageist, neuneckiger! Sag, wen werde ich heiraten?“

Bei der allerersten Beheizung einer Sauna wirft man Salz auf die Steine des Ofens. Auf diese Weise versucht man den Saunageist zu beschwichtigen. Wird eine neue Sauna gebaut, so vergräbt man unter der Schwelle ein schwarzes Huhn.

Auch heute noch gibt es diesen Saunageist. Allerdings aus Speckstein. Man legt den Geist aus Stein mittig auf die Steine im Ofen. Sind die Steine heiß genug, so begießt man sie mit Wasser oder einem Saunaduft. Das Wasser sprudelt. Die Sauna bekommt eine angenehme Wärme. Und wenn man genau hinhört – so hört man das zufriedene Brummen des Saunageistes.

“ Sauna, Dampfsaunalein! Dir ein langes Stehen, mir Gesundheit! Wässerchen-Zarin, du unsere Reinigerin, du läufst über Moos und Sümpfe, du säuberst Wurzeln und Steine, reinige meinen sündigen Leib von aller Abscheulichkeit.“